Luftraum Foxtrott über dem Flugplatz Schwäbisch Hall in der ICAO-Karte 2012
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Auf der Frequenz 129,225 in Schwäbisch Hall hört man immer wieder einen
fremden Piloten fragen: „Ist der Luftraum Foxtrott aktiv?“ Wenn ja,
stottert er meist entschuldigend etwas wie: „Dann umfliege ich ihre
Kontrollzone weiträumig.“ Dem Ahnungslosen ist der Luftraum Foxtrott
tabu, weil er da unbekannte Gefahren oder Verfahren befürchtet, die er
besser meidet. Aber der Luftraum Foxtrott ist absolut unkompliziert,
kein kontrollierter Luftraum und schon gar keine „Kontrollzone“! Fast
alles ist wie in Luftraum Golf. Allerdings gelten für Einmots in
Foxtrott die Minima: Flugsicht fünf Kilometer, Wolkenabstand seitlich
1500 Meter und senkrecht 1000 Fuß.
Schwäbisch Hall hatte den ersten Luftraum Foxtrott; er wurde dort
getestet und für gut befunden, sodass andere Plätze ihn auch einführten.
Er wird immer dann aktiviert, wenn ein Flugzeug nach
Instrumentenflugregeln auf dem Instrumentenlandesystem, ILS, fliegt.
Niemand kennt sich mit dem Flugplatz Schwäbisch Hall so gut aus wie Helmut Hüfner. Der langjährige Motorfliegerchef schildert, wie er das ILS in den 1980-Jahren für Schwäbisch Hall beschaffte. Bemerkenswert ist, dass der Flugplatz EDTY damals von der US-Armee betrieben wurde.
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Helmut Hüfner, Initiator des Motorfliegerclubs Schwäbisch Hall und des Flugplatzes Weckrieden, ist auch der Mann, der die Grundlagen für den ersten Luftraum Foxtrott in Deutschland schuf. Foto: Burkhardt |
„Im Laufe der Zeit – unsere mitteleuropäische Wettersituation ist ja hinreichend bekannt – sind immer mehr Motorflieger an Blindflug interessiert gewesen und es wurden Flieger gekauft, die IFR-ausgerüstet waren. Der Flugplatz hatte zunächst nur ein NDB, ein ungerichtetes Funkfeuer. Mit dem kann man nicht so "Präzisions-landen". Da muss schon eine größere Wolkenhöhe da sein. 1984 hat unser Martin Schneider von Öhringen auch eine Blindflugausbildung gemacht. Der Lehrer, der die in der Theorie unterrichtet hat, war eigentlich ein Türmer, also von der Flugsicherung. Der wußte dass damals das Funkfeuer Ludwigsburg ausgebaut wurde und hat bekannt gegeben: „Man kann das Funkfeuer Luburg kaufen. Ganz billig. Kostet 20.000 Mark.“
Daraufhin ist unser Martin Schneider zu seinem Freund Reinhold Würth: „Das Funkfeuer Luburg ist feil für 20.000 Mark. Das wäre doch was für uns.“ Aber Reinhold wusste, dass ich auf dem Sektor Elektronik und Funktechnik zu Hause bin. Er kam zu mir: „Das Funkfeuer Ludwigsburg wird frei. Können wir das kaufen? Bringt’s uns was?“ Damals habe ich gesagt: „Bringt uns überhaupt nichts! Erstens ist das ein Dampfradio. Deshalb bauen die es aus. Es ist technisch veraltet. Und zweitens, wir haben ja ein VOR in Dinkelsbühl. Wir brauchen hier keins.“ Dann sagte ich einen entscheidenden Satz: „Wenn uns was nutzt, dann ein Instrumentenlandesystem.“ Das war natürlich eine ziemliche Anforderung. Denn so etwas gab es nur an Verkehrsflughäfen. Vielleicht, dass das Militär noch auf dem einen oder anderen Platz eins hatte. Aber sonst war kein ILS in Deutschland. 1984! Dann sprach auch Würth den entscheidenden Satz in schwäbisch: „Ha, no gucket Se noch oim.“
Ich habe bei SEL nach einem ILS gefragt. So über zweieinhalb Millionen Mark kam ein Angebot. Habe ich wieder angerufen: „Habt ihr nicht eine Laboranlage oder Ähnliches, was wir günstig kriegen können?“- „Nein. Aber ich habe Ihnen einen Tipp: In Berlin-Tempelhof in der US-Mission wird alle zehn Jahre das ILS ausgebaut. Das ist jetzt gerade wieder fällig.“ Es stellt sich heraus: Das ILS gehörte gar nicht den Amerikanern, sondern dem Landesamt für Besatzungslasten. So hieß das damals in Berlin. Und es wird meistbietend verkauft. Würth fragte dann: „Was müssen wir denn bieten?“ – „Ja, 20.000 Mark reichen sicher.“ – „Bieten Sie 40“, hat er gesagt, „damit wir es sicher kriegen.“ Das war billig gegenüber zweieinhalb Millionen. Aber so viel Geld haben die noch nie für so ein ausgebautes ILS gekriegt. Damit kann ja kein Mensch was anfangen. Das wurde an Bastler verscherbelt und der Rest war Schrott. Jedenfalls wurde das ILS in Berlin etwa 1985 super verpackt, schön in Kisten und alles, wurde mit einer Galaxy (!), denn der eiserne Vorhang war ja noch, nach Frankfurt geflogen. Und die Amerikaner haben dieses ILS mit einem Chinook- Hubschrauber nach Hall geflogen.
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Helmut Hüfner, Colonel White und Reinhold Würth auf der ILS-Party 1987 auf dem damals von der US-Army (nicht Airforce) betriebenen Flugplatz Schwäbisch Hall Hessental (EDTY), Foto Weller. |
John Hamer war damals Airfield-Commander in Hall. Er hat erreicht, dass das Pentagon erlaubte, dass Würth, der US Army Aviation ein Instrumentenlandesystem schenken darf. Eine Donation. Und als dieses da war, war natürlich grünes Licht. Wir mussten nur noch die Antenne kaufen. Die hat 200.000 Mark etwa gekostet. Dann wurde das ILS unter FAA betrieben. Damit wurde die ganze Flugvermessung mit einer Jet-Star kostenlos durchgeführt. Das hat uns eine Menge Geld gespart.
Jedenfalls haben wir ab 1986/87 herum das Instrumentenlandesystem in Betrieb genommen. Damit wurde die Blindlandemöglichkeit in Hall auf der höchsten Sicherheitsstufe ermöglicht, die man sich denken kann. Hall war damit der erste Flugplatz in ganz Deutschland, der privat sozusagen ein Instrumentenlandesystem (und einen Luftraum F) betrieb. Die Geschäftsreisefliegerei hat in Schwäbisch Hall damit einen großen Auftrieb erfahren. „
Mit Helmut Hüfner sprach Edgar Burkhardt